Lehmmauerwerk – Allgemeines
Lehm ist ein flächendeckend verfügbares und nachhaltiges Baumaterial. Im Gegensatz zu Zement, Stahl und anderen Mauerwerksmaterialien können Lehmbaustoffe ohne energieintensive Brenn- und Aufbereitungsprozesse hergestellt werden. Zudem sind Lehmbaustoffe vollständig kreislauffähig und können unkompliziert und ohne großen Energieaufwand recycelt werden. Darüber hinaus trägt die hohe Wasserdampfaufnahmekapazität von Lehm zur natürlichen Regulierung des Raumklimas und somit einer hohen Behaglichkeit bei.
Im Zuge der Industrialisierung wurde Lehm als Baustoff in Europa und anderen Industrieländern weitestgehend von Stahlbeton, Stahl und konventionellem Mauerwerk verdrängt. Im Zuge der aktuellen Bauwende und der nachhaltigen Entwicklung des Bausektors gewinnen Lehmbaustoffe gegenüber den konventionellen Baustoffen an Attraktivität, weshalb in jüngster Vergangenheit verschiedene nationale und internationale Vorschriften für die Planung, Konstruktion und Bemessung von Lehmbaustoffen entwickelt wurden. In Deutschland wurde die neue Norm DIN 18940 im Jahr 2024 für die Bemessung von Lehmbauwerken bis zu vier Geschossen veröffentlicht, was zu einer zunehmenden Nachfrage nach dieser nachhaltigen Bauweise führt. Diese Norm basiert auf dem vereinfachten Nachweisverfahren nach Eurocode 6, Teil 3.
Aufgrund der Vernachlässigung der Lehmbaustoffe im vergangenen Jahrhundert, ist der Forschungsrückstand gegenüber bspw. Stahlbeton oder konventionellem Mauerwerk noch groß. Deshalb wird am Institut für Massivbau an verschiedenen Forschungslücken im Bereich des tragenden Lehmmauerwerks geforscht.